Ein dummer Zufall, ein brutales Verbrechen, ein korrupter Polizist und eine schonungslose Tour de force, die in immer tiefere Abgründe führt.
Der Amerikaner Jack Burn bewohnt in Kapstadt zusammen mit seiner schwangeren Frau und ihrem Sohn ein Haus in einer Wohnanlage für vermögende Weiße. Während Burn in Amerika wegen einem Banküberfall mit mehreren Toten von der Polizei gesucht wird, lebt er hier unauffällig unter anderen Reichen. Ausgerechnet er und seine Familie werden in ihrem Haus von zwei durchgeknallten, schwarzen Gangmitgliedern überfallen. Burn tötet beide, beseitigt die Leichen und weiß sofort, dass sein Alptraum damit gerade erst begonnen hat.
Benny Mongrel, ein ehemaliges Gang-Mitglied arbeitet als Sicherheitsmann auf der Baustelle neben Burns Haus und Rudi Barnard, auch Gatsby genannt, ein weißer Polizist und ein Mensch ohne moralische Grenzen, wissen ziemlich schnell, was in dem Haus passiert ist und versuchen ihren Nutzen daraus zu ziehen.
Kapstadt – abseits der Touristenmetropole
Es ist ein extrem gewalttätiges Südafrika, das der Autor uns aufzeigt. Sprachlich schafft er dies durch einen schnellen brutalen Schreibstil, einer authentischen Sprache sowie wechselnden Erzählperspektiven, wobei jede Szene abwechselnd von einer der Figuren in ihrem jeweiligen Sprachtypus erzählt wird.
Inhaltlich kommt keiner seiner Figuren ohne Gewalt aus. Der Part des Guten fehlt völlig in diesem Roman. Leichen pflastern den Weg.
Diese Härte und Brutalität, die als selbstverständlich und normal gezeigt wird, lässt einem schon das Blut in den Adern gefrieren. Deon Meyer wählte schon Südafrika als Schauplatz für seine Krimis. Auch bei ihm gehörte die Brutalität zur Tagesordnung. Aber anders als Meyer vermittelt Smith das blanke Entsetzen über die Zustände in seinem Land, über die unüberwindbar scheinende Schere zwischen arm und reich, über die Hoffnungslosigkeit und über die Brutalität. Nicht ein kleiner Hoffnungsschimmer zeichnet sich am Horizont.
Roger Smith
Kap der Finsternis
Heyne 2010
7,95 €