Grabesgrün

Tana French

"Sie dürfen nicht vergessen: Ich bin Ermittler. Unser Verhältnis zur Wahrheit ist grundsätzlich, aber rissig, verwirrend gebrochen wie gesplittertes Glas. Wahrheit ist das Kernstück unseres Berufs, das Endspiel bei jedem Zug, den wir machen, doch wir verfolgen sie mit Strategien, die sorgsam aus Lügen und Verschleierung und jeder Spielart von Betrug zusammengesetzt sind. Was ich Ihnen sagen will, ehe ich mit meiner Geschichte anfange, ist zweierlei: Ich sehne mich nach der Wahrheit. Und ich lüge."

So beginnt Detective Rob Ryan seine Geschichte. Es ist als ob man neben ihm sitzt, bei einem Bier oder einem guten Whisky und seiner Geschichte lauscht, die er noch nicht verstanden hat, die ihn bewegt und die er einfach los werden muss.

Begonnen hat alles als er zwölf Jahre alt war, im Jahr 1984 wird er, Adam Robert Ryan total verstört, blutbefleckt im dichten Wald von Knocknaree aufgefunden, von seinen beiden anderen Freunden fehlt bis heute jede Spur. Ein Verbrechen, das nicht aufgeklärt werden konnte, vor allem auch deswegen, weil ihm, als einzigen Zeugen, von diesem Tag sämtliche Erinnerungen fehlen. Da ist nichts, nur ein schwarzer Fleck.

20 Jahre später, Ryan ist Ermittler im Morddezernat von Dublin, gibt es wieder ein Verbrechen in Knocknaree. Genau an der Stelle, wo früher der Wald stand, finden Archäologen die Leiche einer Zwölfjährigen aufgebahrt auf einem alten heidnischen Steinaltar. Mit seiner Kollegin Cassie Maddox soll er den Fall untersuchen...

Tana French schafft in ihrem Debüt einen klassischen Whodoneit, der sich aber dennoch von der breiten Masse abhebt. Sprachlich gekonnt haucht sie ihren Figuren Leben ein und eben deren Leben entwickeln einen Sog aus dem man nicht mehr so schnell auftauchen möchte. Eine Geschichte aus dem Leben, das nicht immer ein Happy End bereit hält.